Ein Traum in Tuffstein
Heimat mit Höhlen
Die wunderschönen Postkartenmotive möchten Sie nicht missen, aber andere Reisende auf Ihren Urlaubsfotos durchaus? Gut möglich, dass das touristisch erst behutsam erschlossene Dorf Emporio im Süden der Vulkaninsel Santorini das richtige Fleckchen Erde für Sie ist. Wobei von Erde streng genommen nicht die Rede sein kann. Denn der Grund besteht fast ausschliesslich aus Tuffstein: vulkanisches Eruptivgestein, das zwar gefestigt ist, aber dennoch als Weichgestein gilt. Wegen dieser speziellen Gegebenheiten bauten die Bewohner Emporios seit jeher kaum herkömmliche Häuser, sondern vor allem Höhlen ins Gestein.
Märchenhaftes Ensemble
Später wurde nach Bedarf ins Freie angebaut, wurden Stockwerke oben draufgesetzt, sodass der Ort heute mit seinen verwinkelten Gassen, versteckten Höfen und sich windenden Treppen wie verwunschen wirkt. Emporio ist eingebettet zwischen dem Berg Profitis Ilias, der höchsten Erhebung des Archipels, und dem nur knapp drei Kilometer entfernten Ägäischen Meer. Im Zentrum erhebt sich eine venezianische Festung aus dem 15. Jahrhundert, in deren Mauern der traditionelle Charme des griechischen Dorfes zu spüren ist. Hier ranken sich in den Sommermonaten purpurrote Drillingsblumen die kalksteinweissen Wände hinauf.
Schutz vor Sturm und Hitze
Freihängende Glocken der orthodoxen Kirchen mit ihren blauen Kuppeln bieten die passende Untermalung, um sich in frühere Zeiten versetzt zu fühlen. Es würde einen kaum wundern, wenn aus einer der hölzernen Höhlentüren anstelle eines Menschen eine kleine Gestalt der griechischen Mythologie hinausspazieren und leise «Kali mera» raunen würde. Doch die Architektur des Ortes hat nicht nur ästhetische, sondern auch praktische Vorteile. Die engen Gassen schützen vor Inselstürmen, die bis zu 80 Zentimeter dicken, weiss bemalten Wände sorgen in den Sommermonaten für etwas Abkühlung in den Innenräumen.
Vorteil für Vegetarier
Sollte Ihnen dann doch zu heiss sein, können Sie in eine der Tavernen und Kafenia einkehren und sich erfrischen. Dort werden – unüblich für die griechische Küche – vor allem vegetarische Gerichte serviert, auch weil der vulkanische Boden Santorinis nicht für Viehzucht geeignet ist. Vorwiegend Feldfrüchte wie Tomaten oder Bohnen, aber auch Getreide wurden hier angebaut. Bis heute erinnern acht Windmühlen vor den Toren Emporios daran, wie hier einst Produkte der Region hergestellt wurden. Heute sind die Windmühlen zwar ausser Betrieb, doch versetzen sie die Besucher bereits am Ortseingang in freundlich-nostalgische Stimmung.
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