Aerial view of Island
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Ein Riff wird kommen

Guy Fixing Corals

Korallen, frisch gepflanzt

Noch einmal kurz geruckelt, dann sitzt der Rahmen mit dem Steinkorallen-Ast fest auf dem weissen Sand, fünf Meter unter der Meeresoberfläche. In der Lagune vor der Malediven-Insel Niyama im Dhaalu-Atoll hat er einen Platz im 29 Grad warmen Ozean gefunden. Unter guten Bedingungen wird der Sprössling mit den himmelblauen Spitzen so gross, dass sich mit anderen Korallen innerhalb weniger Jahre ein neues Mini-Riff bildet. «Adopt a coral» nennt sich das Programm, bei dem Feriengäste zu Paten von neu «gepflanzten» Korallenfragmenten werden. Entweder durch eine Spende oder auch live und persönlich im Indischen Ozean.

Diver

Die Paten kommen zu Besuch

Wer mag, setzt Schnorchel und Maske auf, zieht die Flossen an und wird in Begleitung eines erfahrenen Meeresbiologen oder einer -biologin in die Unterwasserwelt entführt. Neugierig beobachten gemusterte Picasso-Drückerfische, knallblaue Doktorfische und andere Meeresbewohner das Treiben. Viele der Besucher verfolgen das Wachstum der «Korallen-Zweigstelle» via Foto im Internet von Zuhause aus. Niyama-Meeresbiologin Oriana Migliaccio: «Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Korallenriffe zu schärfen und die Gäste in die Wiederherstellung miteinzubeziehen.»

Diver with Corals

Wiederaufforstung unter Wasser

Das Konzept findet auf den Malediven immer mehr Freunde. Viele Resorts arbeiten mit der unabhängigen Organisation Reefscapers zusammen, die seit rund 15 Jahren Vorreiter der Korallen-Kinderstuben ist. Ihre Gründer, der Franzose Thomas Le Berre und seine maledivische Frau Marie Saleem, haben mit Unterstützung von Four Seasons Maldives die Korallenzucht auf Metallgestellen entwickelt. Damit wollen sie die Folgen des Klimaphänomens El Nino von 1998 bekämpfen. Bis zu 80 Prozent der flachen Riffe weltweit starben damals ab, als die Meerestemperatur um vier Grad anstieg.

Colourful Corals

Riffe erholen sich langsam

Denn die Nesseltierchen – Korallen sind keine Pflanzen – leben in Gemeinschaft mit winzigen Algen. Wird es diesen zu warm, produzieren sie giftige Stoffe und werden von den Korallen abgestossen, es bleibt nur ein Kalkgerüst. Von der sogenannten Korallenbleiche, die zudem 2010 und 2016 die Malediven heimsuchte, erholen sich die Riffe mancherorts – doch an vielen Stellen leider nicht. Thomas und Marie wollen dabei nicht tatenlos zusehen: «Nichts zu tun, ist keine Option.» Denn die fragilen und doch scharfkantigen Korallen bilden unersetzliche Bollwerke in den tropischen Gewässern.

Growing Corals

Wachstum mit Gewinn

Sie brechen Wellen vor den Inseln, geben mit ihren Höhlen und Spalten Lebewesen und bunten Fischen ein Zuhause. Inzwischen haben die Reefscapers schon mehr als 8’500 Rahmen mit mehr als einer halben Million Korallen im Indischen Ozean versenkt. Das Wachstum wird genau dokumentiert. Zudem beschäftigen sich rund 20 Meeresbiologen damit, Korallenarten zu erforschen, die der Meereserwärmung trotzen können. Durch den Bau der Metallrahmen kann auch ein Team von sechs Maledivern auf der Insel Fulhadoo im Baa-Atoll Geld verdienen und mit den künstlichen Riffen etwas für ihren Lebensunterhalt tun.

Diver

Heavy-Metal»-Lösung

Das neueste Projekt: Im Auftrag der maledivischen Regierung wurden Korallen aus der Gulhi Falhu Lagune, die sonst im Zuge der Landgewinnung verloren gegangen wären, zum Sheraton Full Moon Resort «umgesiedelt». Selbst die Skeptiker unter den Naturschützern sind inzwischen von der maledivischen «Heavy Metal»-Lösung überzeugt. Und die Baby-Koralle von Niyama? Die steht in einem Mini-Riff vor den Fenstern des Unterwasser-Restaurants «Subsix». Ihre «Adoptivmutter» möchte sie dort bald wieder besuchen.

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