Woman swimming with whaleshark
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Eine atemberaubende Begegnung

Man looking out for whaleshark

Mit dem Forschungsboot auf hoher See

Begeben Sie sich auf einen eintägigen Forschungsausflug des Maldives Whale Shark Research Programm MWSRP Teams. Mit an Bord sind Clara Cánovas Pérez (Meeresökologin), Chloe Winn, (Infield Coordinator), und Abdul Basith «Bas» Mohamed (Lead In-Field Coordinator). Die drei sind ein eingespieltes Team und fahren an 5 von 7 Tagen mit ihrem Dhoni - einem typisch maledivischen Holzschiffs - aufs offene Meer hinaus, um Daten für die Forschung über Walhaie zu sammeln. Das South Ari Atoll in den Malediven gilt als Zuhause für vor allem jugendliche Walhaie. Über den grössten Fisch unserer Zeit ist immer noch sehr wenig bekannt. Das wollen die Wissenschaftler des Maldives Whale Shark Research Programm ändern.

The Maldives Whale Shark Research Programme (Englisch)

Stopping the boat
Team looking out for whaleshark

Das South Ari Atoll

Breitbeinig steht Clara auf dem Oberdeck des Dhonis, stützt ihre zu Fäusten geballten Hände in die Seiten, ihr Blick gleitet über die Weiten des Indischen Ozeans. Sanfte Wellen schaukeln das Dhoni, der Wind säuselt in Claras gebräuntes Gesicht. Durch ihre verspiegelte Sonnenbrille sucht sie das Wasser nach Walhaien ab, die sich hier im Meeresschutzgebiet im South Ari Atoll (SAMPA) als lange Schatten unter der glitzernden Wasseroberfläche zeigen.

Spannende Tatsache:

Man schätzt, dass der Rhincondon typus, so der lateinische Name des Walhais, vor 60 Millionen Jahren zum ersten Mal erschienen ist. Ähnliche Tiere soll es schon vor 370 Millionen Jahren gegeben haben, in einer Zeit, als auf unserem Planeten noch nicht einmal Bäume wuchsen.

Women diving
Women diving

Walhai in Sicht

«Walhai, dort! Walhai!», ruft Clara, stampft mit dem Fuss auf den Deckboden des Oberdecks, damit der Kapitän anhält, und klettert die Treppe hinunter. Sie schnappt sich Taucherbrille, Schnorchel und Unterwasserkamera, setzt sich auf den Bootsrand, stülpt die Flossen über und lässt sich ins Wasser fallen. Chloe folgt ihr, als sie in Richtung Schatten schwimmt. Derweil hält Bas die Stellung auf dem Oberdeck und kontrolliert den Schatten des Walhais.

Whaleshark

Tauchgang mit dem Walhai

Clara hebt die Hand als Zeichen dafür, dass ihre Forschungsarbeit nun beginnt, holt Luft und taucht ab; zwei, drei, vier, fünf Meter tief, bis sie mit ca. 3 Meter Abstand an der Seite des Walhais entlang gleitet. Clara wirkt trotz langer Freediver-Flossen kurz im Vergleich zum rund sechs Meter langen Walhai. Er bewegt seine Schwanzflosse langsam, die weissen Flecken auf der dunkelgrau-blauen Haut leuchten in den Sonnenstrahlen auf, die durch die Wasseroberfläche brechen. Clara fotografiert das Punktemuster oberhalb der Brustflosse; anhand dessen können die Forscher das Tier später identifizieren, es ist eine Art Fingerabdruck. Zusätzliche beobachtet sie sein Verhalten: Weicht er aus, öffnet er seinen riesigen Mund und saugt Wasser ein? Schwimmt er langsam oder schnell? Ist er neugierig oder ängstlich, will er gar interagieren?

Spannende Tatsache:

Heute werden Walhaie hauptsächlich in den Gewässern um die Philippinen, Mozambique, Mexiko, Westaustralien oder St. Helena gesichtet, doch auch im im South Ari Atoll haben sie wohl eine Art Zuhause gefunden.

Diver measuring whaleshark
Whaleshark

Forschungsarbeit ist Detailarbeit

Nach etwa 15 Minuten kehren Clara und Chloe von ihrem Tauchgang zurück und notieren die Daten ihrer Begegnung: geschätzte Länge, Narben oder frische Wunden. Clara fragt: «Ist es nicht unglaublich, dass wir kaum Ahnung davon haben, was sich unter dem Meeresspiegel abspielt? Wir dürfen uns einzig manchmal glücklich schätzen, ein Tier über kurze Zeit zu begleiten...» Sie grinst und Bas notiert Meerestiefe, Strömung, Temperatur, Windrichtung, Wetter, Sicht. Vielleicht helfen diese Angaben dabei, mehr über diese Fische zu erfahren, die bis heute zu den grössten Mysterien dieser Welt gehören?

Whaleshark eating

Erholung nach Tiefgang

Bei den bisher im Atoll gesichteten und registrierten ca. 7’500 Tieren handelt es sich meist um Jugendliche. Grösstenteils männlich und durchschnittlich knapp sechs Meter lang. Ausgewachsene Walhaie messen bis zu 18 Metern und wiegen knapp 15 Tonnen. Clara erklärt: «Wir glauben, dass sie hier entlang der Rifflinien auftauchen, um sich zu erholen und ihre Körper im warmen Wasser aufzuwärmen, nachdem sie tief unten gegessen haben.» Tief unten – das heisst fast 2’000 Meter unter Meer, wo die Temperatur nur noch rund 3 Grad misst und der Wasserdruck fast 200 bar ist. Dort saugen Walhaie mit einem Sog von bis zu 6’000 Litern pro Stunde durch ihren grossen Mund Wasser, Plankton und kleine Fische ein. Sie filtern die Nährstoffe und pressen das Wasser durch die Kiemen heraus.

Spannende Tatsache:

Walhaie werden bis zu 130 Jahre alt. Bis heute weiss man jedoch nicht, wie sie sich fortpflanzen. Man weiss aber, dass sie mit etwa 25 Jahren geschlechtsreif sind. Forscher weltweit glauben, dass die Walhaipopulation in den vergangenen Jahren auf die Hälfte geschrumpft ist, wie viele Tiere es tatsächlich gibt, ist nicht bekannt.

Man Working for the program

Forschung und Aufklärung

Neben ihrer Forschungsarbeit betreibt das Team auch Aufklärungsarbeit bei den Einheimischen. «MWSRP besucht Schulen, unterrichtet Tauchlehrer, Tourismusverantwortliche wie auch Einheimische und teilt das Wissen mit ihnen», sagt Clara. Sie weiss: Ihre Forschung und damit der Schutz der Tiere gelingen besser, wenn sie von der Inselgesellschaft mitgetragen werden. Deshalb lädt sie auch regelmässig einheimische Kinder auf ihre Forschungsfahrten ein.

Volunteers
Volunteer

Freiwilligenarbeit als wichtige Unterstützung

Alle drei Forschenden haben einst als Volunteers beim Maldives Whale Shark Research Programm angefangen und wollten dann nicht mehr in ihr altes Leben zurück. Die Freiwilligenarbeit bildet die finanzielle Basis für das Forschungsprojekt: Es sind Gäste, welche ihre Ferien mit dem Team verbringen und dafür bezahlen. Sie helfen bei den Messungen von relevanten Daten oder stürzen sich ebenfalls ins Wasser, wenn ein Walhai auftaucht.

Turtle
Women Snorkling

Faszination Meereswelt

Es ist diese Vielfalt, die Clara, Bas und Chloe jeden Tag dazu motiviert aufs Meer zu fahren, um mehr über dessen Tiefen und Bewohner zu erfahren. Und dadurch dieses empfindliche Ökosystem im South Ari Atoll zu schützen, das als eines der reichsten der Welt gilt. Und das für die Walhaie ein Zuhause bietet, wenn auch nur auf Zeit. Wenn Sie noch mehr über die Arbeit des Maldives Whale Shark Research Programm erfahren, oder eventuell auch als Volunteer an Bord gehen möchten, können Sie sich auf deren offiziellen Webseite informieren.

View from airplane

Das South Ari Atoll ist vor einiger Zeit zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Dies ist aber nicht die Regel auf den Malediven. Um die beeindruckende Naturvielfalt zu schützen müssen dringend weitere folgen. Im South Ari Atoll darf beispielsweise nicht mehr mit Netzen oder nachts mit Scheinwerfern gefischt werden. Und Boote müssen ihre Geschwindigkeit drosseln, da dies Tiere und Pflanzen gleichermassen stört und gefährdet.

Text by Ramona Thommen 

Header - Photo by Roshan Adhihetty 

Paragraph 1,2 & 4 - Photos by Roshan Adhihetty 

Paragraph 5 & 7 - Photos by Maldives Whale Shark Research Programm MWSRP 

Paragraph 8 - Photo by Jil Kühne 

Paragraph 10 & 11 - Photos by Roshan Adhihetty 

Paragraph 12 - Photo big by Maldives Whale Shark Research Programm MWSRP 

Paragraph 12 - Photo small by Roshan Adhihetty 

Paragraph 13 - Photo by Roshan Adhihetty

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