Auf den Spuren des Reggae
Jeder denkt bei der Trauminsel in der Karibik instinktiv an die Musik mit den wummernden Bässen und dem einzigartigen Gefühl das Reggae auslöst. Die Musik ist auf Jamaika allgegenwärtig. Doch es ist nicht nur der Rhythmus der Musik, der den Reggae bekannt gemacht hat. Vor allem das Aufgreifen sozialer und politischer Themen haben diesen Musikstil zu dem gemacht, was er heute ist. Reggae gilt seit 2018 als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe.
Die Entstehung
Reggae ist Ende der 60er Jahre durch den Einfluss von verschiedenen Stilrichtungen aus den USA und den jamaikanischen Stilrichtungen Ska, Mento und Rocksteady entstanden. Kennzeichnend für den Reggae ist ein Grundrhythmus, welcher bei Ska-Eigenproduktionen in Jamaika durch das Covern von R&B Songs entstand. Durch das verlangsamen der Ska Rhythmen und die Betonung des Basses ist zuerst Rocksteady entstanden, woraus sich dann zuletzt der bekannte Reggae-Beat entwickelt hat.
Der erste Reggae Song
Um den ersten Reggae Song der Geschichte gibt es mehrere Vermutungen. Viele behaupten, dass es «People Funny Boy» von Lee «Scratch» Perry sei – er lebt heute in Einsiedeln in der Schweiz. Als erstes bekanntes Lied, bei welchem das Wort Reggae auftaucht, gilt die Single «Do The Reggay» von Toots and the Maytals aus dem Jahr 1968.
Sound System Kultur
Die Sound Systems sind bis heute der Eckpfeiler jamaikanischer Musik. In den 1950er Jahren, als die ersten Sound Systems entstanden, handelte es sich zunächst um einen Plattenspieler, riesige Boxen und ein Mikrofon für den Sound Man. Dies alles auf einen fahrbaren Untersatz gepackt, führte zu den mobilen Diskotheken. Doch schon bald schien sich das Ende der Sound Systems anzubahnen. Es fehlten gute Platten aus den USA, die die Leute zum tanzen bewegten. Es war jedoch nicht das Ende, sondern der Beginn einer eigenen jamaikanischen Musikindustrie. Die Sound Men ergriffen die Initiative und gründeten eigene Aufnahmestudios. Diese Studios kreierten einen neuen Sound woraus sich zuletzt der Reggae entwickelte.
Kingston
Kingston war und ist noch heute das Epizentrum wenn es um jamaikanischen Reggae oder Dancehall geht. Er ist Geburtsort vieler bekannter Namen wie Sean Paul und Shaggy und als Produktionsort vieler bekannter Studios bekannt. Wer Reggae im Herz trägt, kommt an Kingston nicht vorbei. Die Partys in der Hauptstadt, die Dance Crews oder DJ’s geniessen zum Teil Kultstatus. Aber auch der verruchte Ruf der Stadt kommt nicht von ungefähr. Eine gewisse Vorsicht ist bei einem Besuch der Stadt auf jeden Fall zu empfehlen.
Der Grossmeister
Kein anderer hat den Reggae so in die Welt getragen wie Bob Marley. Noch heute sind die Spuren des Grossmeisters unübersehbar in Jamaika. Begonnen hat die Reise von Bob Marley bei der Band The Wailers. Die Geschichte des bekanntesten Sohnes Jamaikas kann man im Bob Marley Museum bestaunen. Das Museum befindet sich in seinem alten Wohnhaus an der Hope Road in Kingston. Zusätzlich empfiehlt sich ein Besuch in den legendären Tuff Gong Studios oder in Trench Town, wo er in jungen Jahren mit seiner Mutter gelebt hat.
Die Reggae Legenden
Die Liste der Namen, die den Reggae, oder andere jamaikanische Musik gross gemacht haben, ist lang. Viele der Künstler haben während ihrer aktiven Zeit auch die Menschen fernab der Insel berührt. Rebellisch und mit dem Zeigefinger auf Missstände gerichtet, haben sie die Menschen aufgerüttelt. Die sozialkritischen Themen, im Einklang mit der Musik, haben die Leute zum Nachdenken und zum Tanzen gebracht. Namen wie Jimmy Cliff, Burning Spear, Gregory Isaacs, Peter Tosh oder Desmond Dekker waren Pioniere des Reggae und haben nebst Bob Marley und den Wailers deutlich zu dessen Verbreitung beigetragen.
Die junge Garde
Anfang der 2000er Jahre haben sich einige junge Künstler aus Jamaika eine neue Mission gesetzt. Die alten Rhythmen gepaart mit den modernen Dancehall Beats sollten dem Reggae neuen Aufschwung verleihen. Entstanden ist die Reggae Revival Bewegung und ein modernen Reggae Beat. Künstler wie Chronixx, Protoje, Jesse Royal oder Jah9 sind heute gefeierte Stars auf der Insel und haben es unlängst in die Playlists der europäischen Radiosender und DJ’s geschafft.
Koffee
Mykayla Simposin, besser bekannt unter dem Künstlernamen Koffee, ist eine Reggae Sängerin aus Spanish Town. Bereits mit 17, nach einer Ausbildung im Kirchenchor, hat sie ihre ersten Singles veröffentlicht. Zwei Jahre später veröffentlichte sie ihr erstes Album mit dem Namen Rapture und gewann als erste Frau den Grammy für das beste Reggae Album. Zudem ist sie die jüngste Künstlerin die den Reggae Grammy jemals gewonnen hat.
Reggae aus Europa
Wenn es um Reggae der Neuzeit vom europäischen Festland geht, stechen zwei Namen deutlich heraus. Einer der bekanntesten Künstler in Europa stammt aus Deutschland. Tilmann Otto - besser bekannt als Gentleman - hat über die Jahre viele grosse Hits gelandet und vor kurzem sein erstes, deutschsprachiges Album veröffentlicht. Auch in Italien gibt es einen Künstler, der weltweit als Reggae-Sänger auf sich aufmerksam gemacht hat - der Sizilianer Alborosie. Er ist in Europa und auf Jamaika einer der gefragtesten Künstler. Der Film Journey to Jah mit den beiden Künstlern hat am Zurich Film Festival 2013 den Publikumspreis gewonnen.
Mundart Reggae
Die karibischen Rhythmen haben auch in unseren Breitengraden einen grossen Einfluss. Die wohl bekanntesten Mundart-Reggae Musiker und Mitbegründer der Szene sind Phenomden und Dodo. Doch auch Künstler wie Stereo Luchs, Pronto oder Philipp Albrecht hatten zuletzt grossen Erfolg mit Mundart-Reggae bzw. Dancehall. Der Einfluss der Reggae Beats ist aber auch bei vielen andern Schweizer Künstlern im Repertoire und findet immer wieder Anklang in der breiten Öffentlichkeit. Honoriert wird dies unter anderem mit der Radio- Sendung Reggae Special auf SRF3. Jede Woche dienstags wird das karibische Feeling in die ganze Schweiz ausgestrahlt.
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