Geschichte auf Schritt und Tritt
Venezianer, Franzosen, Briten, alle kamen sie her – und nicht zuletzt James Bond: Die Altstadt von Korfu-Stadt (Kerkyra) beeindruckt auf engem Raum mit jahrhundertealter Architektur, schmalen Gassen, einem monumentalen offenen Platz und viel Atmosphäre.
Dichter der Freiheit
Sein Name ist Solomos, Dionysios Solomos. Dichter im Dienst der Unabhängigkeit. Von seinem Haus am nördlichen Rande der Altstadt von Korfu blickt er weit über das Meer, hier schreibt er die „Hymne an die Freiheit“, als die Insel noch britisches Protektorat ist. Solomos ahnt nicht, dass sie 1864, neun Jahre nach seinem Tod, als Nationalhymne Griechenlands berühmt wird. Der Schreibtisch, an dem er den Text verfasste, steht noch in seinem einstigen Wohnhaus, das als «Solomos-Museum» wieder aufgebaut wurde. Von hier kann man noch immer durch die Altstadt flanieren wie einst der Poet – und eintauchen in ihre jahrhundertealte Geschichte.
Kreuz und quer im Gassengewirr
Unser Weg führt über Treppen und durch enge Gassen zwischen hohen Häusern, die ab dem 14. Jahrhundert die Venezianer auf Korfu errichteten. Der Boden ist mit Steinen gepflastert, in den oberen Etagen flattern Wäschestücke an Leinen in der Meeresbrise, immer wieder öffnen sich kleine Plätze mit verwitterten Steinbrunnen. Händler verkaufen aus Läden und Kellern heraus ihre Waren: süsses Halva, hölzerne Souvenirs und Oliven, Heiligenbildchen, Gewürze, Kleidung. Auf dem Weg durch Campiello, den ältesten Teil der Altstadt, liegt heute das Café Favela 17. Einen besseren Platz, um unter Bougainvilleen besonders malerisch einen Café au lait zu geniessen, werden Sie kaum finden.
Ein Platz wie eine Bühne
Eine Alternative für die kleine Pause findet sich am nahen Liston, einem prächtigen Gebäudekomplex mit Laubengang, der von den Franzosen begonnen und von den Engländern fertiggestellt wurde. Von einem der Restaurants und Cafés im Schatten kann man das Treiben auf der Spianada beobachten, einem der grössten Plätze im südöstlichen Europa. Zum Ensemble gehört auch ein weitläufiger Park, wo sich Korfioten die Zeit mit Cricket vertreiben – auch dies eine englische Hinterlassenschaft. Gestärkt geht es zurück in das Labyrinth aus Gassen und Gässchen, bis sich am Dimarchio-Platz St. Jakob erhebt, die Kathedrale von Kerkyra.
Der Agent, der Melonen kaufte
Der Glockenturm der Kirche St. Spiridon mit seiner roten Kuppel hat auch einen Auftritt im Bond-Film „For Your Eyes Only“ (1980). Der Agent seiner Majestät (Roger Moore) flaniert mit Milena (Carole Bouquet) durch die Altstadt, um Melonen zu kaufen, im Hintergrund ragt St. Spiridon auf. Auf Bonds Spuren geht es weiter zur Maitland Rotonda, einem runden Tempel mit 20 ionischen Säulen am südlichen Ende der Spianada. Und dann für einen Sundowner auf die Dachterrasse des nahen, neoklassizistischen Hotel Cavalieri, mit Blick auf die vorgelagerte Alte Festung. Im Film ist sie ein Schmuggler-Lager, jetzt serviert man hier ganz legal Eiskaffee – und vielleicht auch einen Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.
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