Tempelschätze des alten Ägypten
Die singenden Kolosse
An der Strasse zum Tal der Königinnen sitzt Pharao Amenophis III., zweifach in Stein gemeisselt. Die über 18 Meter hohen Statuen blicken Richtung Nil – und verkörpern zugleich die lange Geschichte des Tourismus. Bereits in der Antike reisten Griechen und Römer an, um die Schwergewichte singen zu hören. Denn der Legende nach bringt es Glück, den «Klagelaut» des Windes zu hören, der die Statuen umweht. Jahrtausende später interessierte sich Napoleon für die Skulpturen und liess ihr Gewicht schätzen: 750 Tonnen pro Figur ergaben die Berechnungen seiner Ingenieure. Bis heute wird an den Memnonkolossen geforscht, häufig kann man hier Archäologen bei der Arbeit beobachten.
Kurzer Blick ins Jenseits
Einmal wie Orpheus in die Unterwelt reisen? Können Sie an der Seite der Königin Nefertari in ihrem Felsengrab. Die «grosse königliche Gemahlin» von Pharao Ramses II. hinterliess das schönste und am besten erhaltene Grab im Tal der Königinnen. Die verzweigten unterirdischen Kammern liess sie bis auf den letzten Zentimeter kunstvoll ausmalen. Die überraschend farbintensiven Malereien illustrieren die Reise der toten Königin ins Jenseits, wo der Gott Osiris sie empfängt. Dort angekommen ersteht Nefertari mithilfe des Lichtgottes Re wieder auf – und Sie kehren zurück ans Tageslicht, angefüllt mit phantastischen Geschichten.
Glamouröse Gruften
«Tal der Könige» heisst die berühmte Totenstadt westlich des Nils, in welcher der Engländer Howard Carter 1922 seine sensationelle Entdeckung machte: Die Grabkammer des Tutanchamun. Als einzige im Tal entging sie den Plünderungen durch Räuber und barg den unangetasteten Grabschatz. Neben der berühmten goldenen Maske sollten über 700 kostbare Statuen, Möbel und Proviantschachteln den Pharao in die Wiedergeburt begleiten – und haben das gewissermassen ja auch getan. Heute wird nur noch die Mumie an ihrem Fundort aufbewahrt, die Beigaben befinden sich in den Museen von Luxor und Kairo.
Gigantische Kulisse
Nein, das ist keine Star-Wars-Szenerie! Der überaus modern wirkende Tempel der Hatschepsut ist mehr als 3400 Jahre alt – und wurde als einziger seiner Art von einer Frau erbaut. Mutmasslich hat Königin Hatschepsut mit ihrer Vorliebe für Symmetrie und Säulen sogar das Vorbild für die Tempel der Griechen und Römer erschaffen. Schreiten Sie die gewaltigen Rampen ab, blicken Sie herrschaftlich von der Brüstung der Terrassen über die Wüste. Im Inneren verleiten gut restaurierte Malereien zu Gedankenreisen: Die Bilder erzählen von Expeditionen der Ägypter nach Zentralafrika, von Tieren und Göttern, die sie dort trafen. Majestätischer als der Bau sind nur die rötlichen Felsen, die ihn umgeben – besonders im Abendlicht absolut filmreif.
Ausflug der Götter
Elf ausgelassene Tage lang feierten die alten Ägypter ihr jährliches Opet-Fest. Anlass war eine aufwändige Prozession, bei welcher der Gott Amun mit Frau und Sohn vom Karnak-Tempel in den Luxor-Tempel übersiedelte – oder zumindest deren Statuen. Die mächtigen Tempelanlagen, die nicht weit voneinander entfernt im Stadtzentrum liegen, beeindrucken noch heute mit Kapellen, Säulenhallen und Wasseranlagen. Der Karnak-Tempel ist sogar der grösste Ägyptens. In gut 40 Minuten können Sie entlang des Nils von einer Anlage zur anderen spazieren und so der Route des historischen Festzugs folgen.
Ein Tempel für unsere Zeit
Wer sich zur Abwechslung mal in einem kühlen Innenraum aufhalten, aber nichts von der ägyptischen Atmosphäre einbüssen möchte, dem sei ein Besuch im Museum von Luxor empfohlen. Der moderne Bau am Ufer des Nil beherbergt eine verhältnismässig kleine, aber sehr exquisite Sammlung altägyptischer Kunst. Schon die beeindruckende Sammlung von Statuen aus über 4000 Jahren macht es zu einem der wichtigsten Museen des Landes. Doch vor allem birgt es einen sagenumwobenen Schatz von internationalem Ruhm: Die Grabbeigaben aus der Ruhestätte Tutanchamuns lassen sich hier aus nächster Nähe bestaunen.
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