Nordischer Roadtrip – tolle Erkundungen entlang der E10
Skandinavische Strassen eignen sich bestens für einen Roadtrip, man fährt hier in der Regel gesittet. Schon der flüchtige Blick aus dem Autofenster auf Wälder, Sträucher und Felsformationen vermittelt einen ersten Eindruck davon, wie urwüchsig und bezaubernd zugleich die Landschaften sind. Mit einer Gesamtlänge von 880 Kilometern verläuft die Europastrasse 10 – kurz E10 – durch Schweden und Norwegen. 129 davon gehören ganz den Lofoten in Nordnorwegen und verbinden die Ortschaften Svolvær und Å. Fährt man zügig – doch warum sollte man? –, schafft man die Strecke in etwas über zwei Stunden. Doch es lohnt sich, mal links, mal rechts von der E10 abzubiegen, die pittoresken Örtchen zu erkunden und für einige Tage und Nächte zu bleiben.
Ein Spaziergang in Svolvær
Für die Bewohner und Bewohnerinnen von Svolvær ist der Aufstieg zu ihrem knapp 400 Meter hohen Hausberg namens Tjeldbergtinden ein morgendlicher Sonntagsspaziergang. Die uneingeschränkte Sicht vom Gipfel auf Svolvær und Kabelvåg, das Meer und die grüne Hügellandschaft befreit, so schwören sie, von allen Sorgen. Kein Wunder, dass die meisten der Einheimischen nicht nur mit einer faszinierenden Leichtigkeit über scharfkantige Steine steil nach oben flitzen, sondern auch entspannt durch das Leben gehen. Mit etwas Konditionstraining wird es gewiss auch Ihnen gelingen.
Der weite Blick zum Horizont
Lassen Sie den Abend in Svolvær so enden, wie Sie ihn am Morgen auf dem Tjeldbergtinden begonnen haben: an der glasklaren Luft, mit atemberaubenden Aussichten, entspannt und froh. Wenn die Sonne über dem sommerlichen Nordmeer zu schweben scheint und es partout nicht dunkel wird, lohnt sich ein Gang über den Pier mitten ins Meer hinein. Am Ende des Weges wartet die «Fiskerkona», die «Frau des Fischers», deren Blick auf Schiffe am Horizont gerichtet ist.
Übrigens: In Svolvær, das mit knapp 5’000 Einwohnern und Einwohnerinnen eine Art Hauptstadt der Lofoten ist, hat es erstaunlich viele Übernachtungsgelegenheiten - vom modernen Hotel mit Panoramafenster zum Wasser bis hin zum Norwegenhäuschen mitromantisch knarzenden Holzdielen und Kamin.
Das Fussballfeld am Ende der Welt
Nach einer halben Stunde erreichen Sie bereits den nächsten Stop auf der Tour: Die 500-Seelen-Ortschaft Henningsvær. Weltweite Bekanntheit erlangte das Dorf vor allem für das «Henningsvær Stadium», einen der schönsten gelegenen Fussballplätze der Welt, verewigt auf unzähligen Postern und Wandkalendern. Es ist wohl die einzigartige Mischung aus knallgrünem Kunstrasen mit weissen Markierungen, Felsumrandung, Meeresrauschen und Möwengekreische, die das Fussballfeld zu einem Highlight der Lofoten machen.
Kultur mit Industriecharme
In den 1940er-Jahren wurden in den Räumen der «Trevarefabrikken» noch – sehr nordisch – Möbel und Lebertran hergestellt. Heute ist die alte Fabrik in Henningsvær ein Ort des Lebensgenusses und Beisammenseins. Kulinarische Köstlichkeiten, Yoga-Sessions und Kulturfestivals werden hier geboten. Kurzum: Besuchern und Besucherinnen fehlt es an nichts - auch nicht an frisch gebackener Steinofenpizza mit dünnen Kartoffelstreifen, Ziegenkäse, Honig und Rosmarin. Wer sich erst spätabends von der Weinbar «Trandamperiet» trennen kann, nächtigt im hauseigenen Hotel.
Urtümlich gut: Reine
Im Jahr 1887 beschrieb der Reiseschriftsteller Ludwig Passarge das kleine Fischerdorf Reine, das gut zwei Stunden von Henningsvær entfernt liegt, äusserst freundlich: «Aber in den kleinen Buchten, an den ,Vaagen‘, wie sie hier und in Island heißen, wohnen die Menschen in ihren kleinen, aber sauberen, rothgetünchten (Original!) freundlichen Häusern, wie wir sie auch auf unserm Bilde in der kleinen Ortschaft Reine sehen. Durch die hellen Fenster scheinen immer die schneeweißen Gardinen und auf dem Fensterbrett stehen blühende Blumen.» Bis heute hat sich an diesem Bild so gut wie nichts geändert. Wenn Sie Reine besuchen, sollten Sie in einem der «rothgetünchten freundlichen Häuser» übernachten – Blumen auf dem Fensterbrett hoffentlich inklusive!
Fisch-Geschichten in Å
Etwa 15 Minuten von Reine entfernt liegt Å, der Endpunkt der berühmten Fernstrasse E10. Lange Zeit drehte sich das Leben der etwa 100 Einheimischen ausschliesslich ums Fischen. Weil sie sich wie kaum ein anderer mit Geschichte und Handwerk auskennen, haben sie nahezu das gesamte Dorf in ein Museum verwandelt. Ob Kajüte, Bootshaus, Lebertranfabrik oder Stockfischverkostung – in Å lernt man die Tradition des Fischfangs von der Pike auf kennen – und versteht so auch einen wichtigen Teil der Kultur des Landes.
Ein Biss zum Abschied
Für den krönenden Abschluss Ihrer Lofoten-Erkundungstour entlang der E10 hier noch ein kleiner kulinarischer Tipp: Statten Sie der «Bakeriet På» in Å einen kurzen Besuch ab, kaufen Sie eine backfrische Zimtschnecke und beissen Sie mit Blick auf die Berge kräftig hinein. Jede Wette, sowas Köstliches haben Sie selten zuvor probiert! Die Backwaren werden hier mit der Hand nach uralten Traditionsrezepten in einem Ofen Baujahr 1878 hergestellt. Für einen Aufenthalt hier, die Weiter- oder Rückreise, stets gilt: Nutzen Sie die Chance, füllen Sie Ihre Vorräte auf!
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